Samstag, 28. Juli 2012

Filme, die die Welt noch braucht: Gandhi Reloaded


Ein Wunsch von Stefan Bohlander


Okay, „Gandhi“ ist ein netter Film. Ein freundlich lächelnder Hauptdarsteller, eine nette Botschaft, Tausende von Menschen. Aber mal ehrlich – ein Kahlköpfiger als Sympathieträger? Brad Pitt hatte als „böser“ Tyler Durden in „Fight Club“ eine Glatze genau wie einige der Blofelds in den James-Bond-Filmen. Außerdem ähneln sie Neugeborenen und haben überhaupt nichts mit dem Bild eines Sexsymbols gemein, welches uns Hollywood in jahrelanger Kleinarbeit eingeredet hat.


Deswegen: vergessen wir für einen Moment die paar gewonnenen Oscars für „Gandhi“ und wagen uns an eine Neuverfilmung.

In der Hauptrolle wünsche ich mir ein verbrauchtes Gesicht wie das von Keanu Reeves. Wandlungsfähig wie er nun mal bis zum kleinsten Fußnagel ist, sollte er die mehr als faire Chance bekommen, in diesem Werk mitzuwirken. Es lässt sich natürlich mit dem seit einigen Jahren kursierenden Realitätssinn in Hollywood nicht mehr vereinbaren, dass Gandhi ein unbeflecktes, reines Blatt Papier ist. Das müssen wir ändern. Wie jeder Mensch muss auch Mahatma dunkle Seite haben. Diese können in diversen indischen Bordellen glaubhaft dargestellt werden, die er besucht und in deren Nebenzimmern er sich gerne mal mit der Knute züchtigen lässt. Der Satz „Ich war ein böser Junge“ erhält aus Gandhis Mund eine völlig neue Seite. Besonders wenn er sie durch eine SM-Maske spricht.

Außerdem braucht Gandhi coole Spitznamen. „Big M“ oder „G-Spot“.

Auch der Gebrauch des weißen Kleids muss entsprechend Hollywoods Kriterien der neuen Menschlichkeit wegfallen oder zumindest eingeschränkt werden. Viel besser wäre ein schwarzer Anzug. Schließlich trägt dieser Mann viel Trauer um die Welt in sich. Und da in Indien öfter mal die Sonne scheint, muss die obligatorische Sonnenbrille her.

Ausweiten müsste man „Gandhi“ übrigens in eine Trilogie. Wobei der gewaltlose Kampf gegen britische Armeen nicht mehr gewaltlos ablaufen dürfte. Nennen wir es künstlerische Freiheit. Mahatma müsste in „Gandhi Reloaded“ eine ähnlich motivierende Rede halten wie Mel Gibson in „Braveheart“. Die Kampfszenen sollten schnell geschnitten und die Revoluzzer mit tollen Waffen ausgestattet sein. Für komische Momente könnte eine Art Prinz Charles dienen, der aufständige Inder mit seinen Ohren totwedelt.
Gegen Ende von „Gandhi Reloaded“ müsste Gandhi selbst dann einem inneren Kampf erliegen, der ihn an Gott und anderen heiligen Kühen zweifeln lässt.

So ist der Weg zum dritten Teil – „Gandhi Revolutions“ – geebnet. 

Darin begegnet er dem Architekten des „Taj Mahal“, der ihm bescheinigt, dass Liebe ihn ruiniert hat. Er ist nun erleuchtet, kennt den wahren Weg, eben den gewaltlosen – na ja, ein paar Kämpfe müssen den Zuschauer schon noch wach halten – und ist bereit, in einer nicht enden wollenden Todesszene, die etwa eine Stunde dauert (ein paar Oscars wollen wir ja auch) sein eigenes Nirwana zu finden. Der Mann ist tot, der Zuschauer verlässt ergriffen den Saal, die Millionen fließen und die wichtigsten Preise sind den Produzenten sicher.

So macht man großes Kino!

(Foto/s: Columbia/Warner)

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