Freitag, 7. Juni 2013

Play Misty for me: Glückwunsch, Mr. Eastwood, Teil 2

Zum Geburtstag von Clint Eastwood, Teil 2: Vom größten Boxoffice-Star zum Kritiker-Liebling

Vom Nebendarsteller zur Action-Ikone, vom größten Boxoffice-Star zum Kritiker-Liebling, vom Oscar-Prämierten Allround-Filmemacher zum... Tja, in welche Richtung wird sich die Karriere von Clint Eastwood (Foto: Dr. Blofeld/Wikipedia) als nächstes entwickeln? Grob kann man diesen, in der Filmgeschichte, einzigartigen Weg in drei Abschnitte einteilen. Grund genug, diesen Blog-Eintrag in drei Teile zu splitten. Wenige Tage nach Eastwoods Geburtstag am 31. Mai, schauen wir uns den Werdegang vom Kassenmagnet zu den ruhigen 80er Jahren an. 

Noch bevor Clint Eastwood (Foto: wikipedia/NASA) 1971 mit "Dirty Harry" den
zweiten Meilenstein seiner Karriere nach "Für eine Handvoll Dollar" - hingelegt hatte, hatte er im gleichen Jahr schon damit begonnen, sein zweites Standbein aufzubauen. Während er mit "Dirty Harry"-Regisseur Don Siegel das bizarre Drama "Betrogen" realisierte, führte Eastwood gleichzeitig Regie bei einer zum Hauptfilm gehörenden Kurz-Doku. Ebenfalls 1971 folgte dann sein erster Spielfilm: "Play Misty for me", reißerisch eingedeutscht zu "Sadistico". Bei dem feinen Psycho-Thriller bekam er vom produzierenden Studio Universal Studio völlige Freiheit. Dies sollte sich auszahlen, denn "Sadistico" war ein erster Achtungserfolg für den damals 41-jährigen Regie-Debütanten. Hier zeigte sich eine weitere Eigenart Eastwoods, mit der er als Regisseur einen guten Ruf erlangen sollte. Dank einer guten Organisation schaffte er es, Zeitrahmen und Budget der Produktion nicht nur einzuhalten, sondern sogar zu unterbieten. Sein zweites Standbein als Regie führender Schauspieler kann auch als Blaupause für nachfolgende Stars gesehen werden. Vorher waren es eher Veteranen wie Laurence Olivier oder Orson Welles, die neben ihrer Darstellerkunst anspruchsvolle Dramen inszenierten. Eastwood war einer der ersten Schauspieler, der es verstand, Kunst und Kommerz ansehnlich zu verpacken. Stars wie George Clooney oder Mel Gibson sollten folgen.

Schauspielerisch lief es in den 70ern wie geschnitten Brot für den Superstar. Seinen Status als Western-Ikone konnte er mit Erfolgen wie dem brutalen "Ein Fremder ohne Namen" oder dem epischen "Der Texaner" untermauern. Als Action-Darsteller stand er unter anderem in "Der Mann, der niemals aufgibt" oder den "Dirty Harry"-Fortsetzungen "Calahan" und "Der Unerbittliche" vor der Kamera. Gleichzeitig versuchte er sich an neuen Wegen. So lieferte er 1973 mit der dramatischen Romanze "Breezy - Begegnung am Vormittag" seine erste Regiearbeit ab, in der er nicht die Hauptrolle spielte. Tatsächlich ist er lediglich in einem Miniauftritt zu sehen. Ein Jahr später stand er mit einem blutjungen Jeff Bridges für den Gangster-Thriller "Die letzten beißen die Hunde" von Michael Cimino vor der Kamera. Die 70er ließ er mit zwei weiteren außergewöhnlichen Erfolgen enden.

Zwar hatte Eastwood in seinen früheren Filmen immer mal Humor gezeigt, so in "Ein Fressen für die Geier" oder "Stoßtrupp Gold". Doch eine reinrassige Komödie fehlte seinem Œuvre noch. Da passte ein skurril klingendes Projekt sehr gut in den Eastwood'schen Film-Kosmos. In "Der Mann  aus San Fernando" verkörperte er 1978 einen Trucker, der sich mit Faustkämpfen über Wasser hält. An seiner Seite agierte der Orang-Utan Clyde, den er bei einer Wette gewonnen hatte. Obwohl seine Berater ihm von dem Projekt abrieten, verdingte er sich - und legte den bis dahin größten finanziellen Erfolg seiner Karriere hin. Ein Jahr später folgte der grimmige Gefängnis-Thriller "Die Flucht von Alcatraz". Dies sollte seine letzte Zusammenarbeit mit Regisseur Don Siegel sein.


In den 80er Jahren legte Eastwood den Grundstein für seine spätere Anerkennung als Künstler. Außerdem zeigt sich hier sein Faible, abwechselnd einen Mainstream- und einen persönlicheren Film zu realisieren. So drehte er 1980 "Bronco Billy", eine märchenhafte Komödie um einen alternden Leiter einer erfolglosen Wildwest-Show. 1982 legte er "Honkytonk Man" nach und offenbarte erneut seine Leidenschaft für Musik. Als von Tuberkulose gezeichneter Country-Sänger zeigte er eine der besten Leistungen seiner Karriere.

Die nächsten Jahre zeigte er sich vor allem wieder in der Rolle als Action-Held, so in dem Spionage-Spektakel "Firefox", in der Buddy-Komödie "City Heat - Der Bulle und der Schnüffler" an der Seite seines Freundes Burt Reynolds oder als harter Ausbilder im Kriegsfilm "Heartbreak Ridge". Auch schlüpfte er noch zweimal in seine Paraderolle als Dirty Harry. "Dirty Harry kommt zurück" gilt als der düsterste und finanziell erfolgreichste der Serie. "Das Todesspiel" war weniger erfolgreich, hat aber mit Jim Carrey und Liam Neeson zwei inzwischen profilierte Schauspieler in frühen Rollen. Außerdem tritt die Rockband Guns'n'Roses mit "Welcome to the Jungle" auf. Einen Western legte er mit "Pale Rider - Der namenlose Reiter" noch vor. Dieser erwies sich als finanziell erfolgreichster Western der 80er Jahre.


Doch die 80er Jahre endeten und die 90er Jahre begannen mit einer Serie von finanziellen und künstlerischen Rückschlägen. Weder die harmlose Action-Komödie "Pink Cadillac" noch der Action-Thriller "Rookie - der Anfänger" konnten an der Kinokasse überzeugen. Auch "Weißer Jäger, schwarzes Herz" erwies sich als Flop. Immerhin konnte der ruhig inszenierte Streifen, der lose auf der Biografie des Regisseurs John Huston basierte, die Kritiker für sich einnehmen. Dennoch: mit einem stattlichen Budget von 24 Millionen Dollar ausgestattet, spielte er gerade einmal 2 Millionen ein. Durch diese Reihe von Misserfolgen schien der Stern des Stars am Sinken zu sein. Doch Clint Eastwood hatte mal wieder einen guten Riecher.

Mehr gibt es in Kürze in Teil 3.
Die Vorgeschichte findet ihr in Teil 1.


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